3 Tage am Unteren Inn
Ein Portrait eines schönen Stücks Natur
Der Untere Inn - im Reich der Vögel
Eine gute Autostunde von Linz entfernt schlängelt sich auf über 50 Flusskilometern ein grenzüberschreitendes Naturschutzgebiet zwischen Innviertel auf oberösterreichischer und Bayern auf deutscher Seite: Das Europareservat Unterer Inn
Im Rahmen meines dreitägigen Fototrips war es mir natürlich nicht möglich dieses Schutzgebiet in seiner vollen Ausdehnung zu erkunden. Nichtsdestotrotz möchte ich es nicht unversucht lassen, die ca. 10 Flusskilometer zwischen den Kraftwerken Ering/Frauenstein und Egglfing am Inn aus meinem Blickwinkel zu portraitieren.
Das Europareservat Unterer Inn gilt als Lebensraum für rund 300 Vogelarten, deren Habitate weitgehend nicht von Menschen betreten werden können. Nach einigen Vorbereitungen im Vorfeld gings am letzten Septemberwochenende Freitag morgens los. Ausgangspunkt war Kirchdorf am Inn - Meine Unterkunft, der Salzingerhof, direkt am Radweg gelegen und buchstäblich nur einen Steinwurf vom Inn entfernt, bot mir die perfekte Basis.
Ab Kirchdorf, flussaufwärts ist das Gebiet bis zur Mühlheimer Ache nicht mit dem Auto erreichbar - ich hatte mir daher mein Fahrrad mitgenommen. In Richtung Westen konnte ich gleich Enten, Zwergtaucher, oder Blässhühner beobachten. Auch Greif- oder Wattvögel ließen sich da und dort blicken. Besonders zu erwähnen ist aber die hohe Zahl an Silber- und Seidenreihern, die im seichten Wasser nach Nahrung suchen, oder in der Luft elegant ihre Kreise ziehen.
Vom Radweg aus, der etwas erhöht am Damm verläuft, hat man meist einen guten Blick in die Au. Näher am Wasser, einige Meter unterhalb des Radwegs wird an vielen Stellen die Sicht aufgrund des dichten Schilfgürtels etwas eingeschränkt. So kann es mitunter etwas schwierig sein ein freies Sichtfeld oder den idealen Winkel zu finden. Andererseits finden sich aber auch interessante Möglichkeiten das Schilf in den Vordergrund einzubauen oder mit den Gegebenheiten fotografisch zu spielen.
Am Radweg über Mühlheim gehts stets eben über Frauenstein weiter auf die deutsche Seite. Hier öffnet sich der Inn und zeigt sich in seiner vollen Breite. Ein schönes Habitat für Gänse, für Fotografen stellt sich aber die Herausforderung, dass die Distanzen zum Motiv trotz viel Brennweite mitunter etwas lang werden können. Nach einigen Beobachtungen durchs Fernglas und ein paar Makroaufnahmen ging allmählich mein erster Tag am Unteren Inn in einer wunderschönen Abendstimmung zu Ende. Nennenswerte Aufnahmen hatte ich nach diesem ersten Tag leider noch nicht im Gepäck, aber einen guten Überblick über die Region und die Gegebenheiten vor Ort sollten doch auch was wert sein.
Abendlicher Inn beim Bootsanlegeplatz Kirchdorf (Handyfoto)
Als ich mich am Morgen des zweiten Tages auf den Weg machte, war der Inn noch ins tiefe Dunkel gehüllt. Mein Ziel war der nur wenige hundert Meter nordöstlich des Ortskerns von Kirchdorf gelegene Vogelbeobachtungsturm. Dieser ist gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Wer mit dem Auto kommt stellt dieses am nur wenige Meter entfernten Parkplatz ab.
Beim Aufbau meines Stativs konnte ich in der Morgendämmerung knapp unter dem Vogelbeobachtungsturm bereits einen Biber im Wasser beobachten - zwar zu weit weg für passable Fotos, aber trotzdem ein gutes Vorzeichen für einen guten Tag.
Etwas weiter flussaufwärts entlang eines schmalen Weges findet man durch die Sträucher hindurch immer wieder Zugänge zu guten Ansitzen direkt am Wasser. Hier lassen sich tiefe Kameraposition einrichten, während man doch relativ gut Deckung findet. Ich nehme an, dass diese Zugänge primär von Fischern genutzt werden - Getroffen habe ich aber keinen. Überhaupt ist mir an diesem ruhigen Samstagmorgen niemand begegnet.
Anders als wenige Kilometer westlich ist in diesem Bereich die Sicht aufs Wasser auch nicht durch Schilf eingeschränkt. Dies und eine bedingt durch eine nahe gelegene Insel schmale Wasserfläche bot beste Voraussetzungen Silberreiher im seichten Wasser, umhüllt vom sanften Morgenlicht zu fotografieren. Auch Stockenten und größere Gruppen Lemikolen ließen sich da und dort blicken.
Silberreiher im Morgenlicht
Nikon D850 | Sigma 150-600mm C | 600mm | 1/800 sek. | f/6.3 | ISO 720 | Stativ
Mit zunehmendem Sonnenstand und härterem Licht entschied ich mich abzubauen um etwas später den Bereich Richtung Kraftwerk Egglfing zu erkunden. Nach Frühstück und der Sichtung und Sicherung der Fotos vom vorangegangenen Morgen gings am Nachmittag wiederum dem Radweg folgend in nordöstlicher Richtung. Ab einer kleinen Ortschaft namens Katzbergleithen verläuft dieser dann bis zum Kraftwerk Egglfing direkt parallel zum Innufer.
Anders als in der Früh war ich an diesem Nachmittag weiß Gott nicht alleine. Radfahrer, Fischer und da und dort ein Ornithologe mit Spektiv waren bei strahlendem Sonnenschein unterwegs. Fotografisch stand für mich eine glatte 0 zu Buche. Noch zu hart war das Licht und zu weit entfernt waren mögliche Motive - So beließ ich es an diesem Nachmittag bei der Vogelbeobachtung und dem ein oder anderen zufälligen Gespräch mit Passanten, um etwas später am Nachmittag wiederum auszurücken.
Ich wollte es dieses Mal nicht unversucht lassen den Schilfgürtel als Tarnung zu nutzen, um eventuell Reiher aus kurzer Distanz zu fotografieren - ein Plan der unweit des Bootsanlegeplatzes ganz gut gelingen sollte: Es hatten sich an diesem späten Nachmittag mehrere Silberreiher und ein Seidenreiher eingefunden. Und tatsächlich: Aus wenigen Metern Entfernung ließen sich diese eleganten Vögel ablichten. Auch ein Eisvogel war vor Ort, allerdings nur im schnellen Vorbeiflug, ohne sich irgendwo in Sichtweite niederzulassen. Nach mehreren Stunden hatte sich meine Speicherkarte gut gefüllt und auch dieser Tag sollte sich langsam seinem Ende zuneigen.
Silberreiher aus nächster Nähe
Nikon D850 | Sigma 150-600mm C | 600mm | 1/640 sek. | f/8 | ISO 64 | Freihand
Der darauf folgende Sonntag begann wiederum lange vor Sonnenaufgang - dieser Morgen war äußerst ruhig und friedlich. Noch niemand war unterwegs und es erschien mir, wie wenn sich der Untere Inn und seine Bewohner auch noch im Tiefschlaf befinden würden.
Sonnenaufgang am Unteren Inn (Handyfoto)
Die Sichtung des Bibers am vorangegangenen Morgen hatte mich seither immer wieder beschäftigt, weswegen ich an diesem Sonntagmorgen wiederum die gleiche Stelle wie am Vortag aufsuchen sollte - und ich hatte offenbar Glück. Nach nur wenigen Minuten schwamm ein Biber wenige Meter von mir entfernt vorbei.
Ich denke, dass es sich hier um ein eher altes Exemplar handelte - Bereits etwas behäbig ließ er sich auf der Sandbank gegenüber nieder und ließ mir die Chance ein paar Aufnahmen zu machen, bevor er sich dann seelenruhig zurück ins Wasser gleiten ließ und wieder verschwand.
Biber am Morgen
Nikon D850 | Sigma 150-600mm C | 600mm | 1/80 sek. | f/6.3 | ISO 2200 | Freihand
Obwohl ich bei noch so schwachen Lichtverhältnissen vor Sonnenaufgang freihändig, mit langer Brennweite und langer Verschlusszeit arbeiten musste, hab ich doch wie ich denke einige schöne Aufnahmen mitnehmen können. Nach diesem besonderen Erlebnis stellte sich für mich ein Gefühl der Zufriedenheit und Ruhe ein. Dies war einer der Momente, der einem zeigt warum man als Naturfotograf das frühe Aufstehen und sonstige Strapazen gerne in Kauf nimmt: Noch nie war ich einem Biber so nahe gekommen, und noch nie hatte ich derartige Fotos machen können.
Ich ließ an diesem ruhigen Morgen diesen schönen Fleck Erde noch eine Zeit auf mich wirken, bevor ich mich nach dem Frühstück auf den Heimweg machen sollte. Ich hatte an diesen drei Tagen am Unteren Inn einige lohnende Motive gefunden, und eine Natur erlebt, die sich im Einklang zu befinden schien. Was bleibt ist die Erinnerung und die Vorfreude auf meinen nächsten Besuch.
Links zum Thema
Europareservat Unterer Inn: www.naturium-am-inn.eu
Karte des Gebiets: https://goo.gl/maps/oggD1LDptpBaBF6j9
Pension Salzingerhof: www.salzingerhof.at